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Ben, in der Ukraine, in Gaza und an vielen anderen Orten auf der Welt – gefühlt gibt es immer mehr Konflikte, die mit Waffen ausgetragen werden. Welche Bedeutung bekommt Frieden aktuell für junge Menschen?
Ben: Ich glaube, das beschäftigt richtig viele. In solchen Zeiten bekommen Jugendliche und Kinder über Social Media und Nachrichten viel mit. Angstmache und Populismus kommen letztlich auch bei den Kleinsten an. Viele fühlen sich auch innerlich gar nicht sicher und haben Zukunftsängste. Wir gehen auch in Grundschulen und sprechen über Krieg und Frieden. Da merken viele dann: Es geht auch schon um die Frage, wie ich mit meinen Geschwistern klarkomme.
Ihr sprecht mit Schülerinnen und Schülern über das Kriegsgefangenenlager und den Nationalsozialismus. Wie schafft ihr den Sprung in die Gegenwart?
Ben: Zunächst geht es immer darum, wieso die Gedenkstätte wichtig ist, warum sie als Schulklasse wohl hier sind. Und dann kommen wir immer darauf, dass Frieden, den wir hier in Europa so lange kennen, nicht selbstverständlich ist. Und wohin es führen kann, wenn kein Friede da ist. Konzentrationslager sind damals nicht einfach aufgetaucht, da fand eine Entwicklung statt. Ein Thema ist dann die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund von Rassen-Ideologie. Sowjetische Kriegsgefangene etwa wurden nicht nach dem Völkerrecht behandelt, anders als westliche Kriegsgefangene. Die Hygiene, die generelle Lage und letztlich die Todesrate waren bei den sowjetischen Soldaten am schlechtesten. Nicht umsonst gibt es auf dem Gelände des Lagerfriedhofs auch Massengräber für Tausende von ihnen.
Welche Hoffnung könnt ihr den Besuchern trotz allem vermitteln?
Ben: Ich komme gern und viel mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch. Die ziehen da viel Positives raus. Und sie sehen, dass sie einen realen Einfluss auf die Zukunft haben. Die ist immer veränderbar. Vor dem 80. Jahrestag des Kriegsendes gab es hier einen großen Arbeitseinsatz, da wurde auch ein Gedenkmarsch vorbereitet. Wir stellen dann gemeinsam immer wieder fest, wie gut das Erinnern an die Vergangenheit ist und wie viel alle davon für die Gegenwart mitnehmen.
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