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Frau Leonhard, wie hat sich religiöse Bildung in den letzten 75 Jahren entwickelt?
Silke Leonhard: Religiöse Bildung bezieht heute vielfältiger Perspektiven und Kontexte ein und ist responsiver geworden. Sie geht nicht nur resonanzorientiert auf Glaubensfragen ein, sondern stellt diese in den Kontext von Lebenserfordernissen einer pluralistischen Gegenwart. Das RPI Loccum hat als Gewächshaus immer wieder dazu beigetragen, von evangelischer Seite konzeptionelle Pflanzen hervorzubringen.
Welchen Herausforderungen muss sich die Religionspädagogik in den nächsten Jahren stellen?
Leonhard: Die Relevanz religiöser Bildung findet nachlassende Anerkennung, weil Menschen weniger religiös verbunden sind – sich zum Teil auch als religiös unmusikalisch begreifen. Wir Akteure an den Lernorten rund um Gemeinde, Schule, Universität, Gesellschaft sind gefordert: Es geht darum, die Ziele und Chancen religionspädagogischer Formate zu begründen und ihre Instrumente zum Klingen zu bringen. Ohne religiöse Bildung hätte auch Kirche Mühe, ein Sensorium für Religion in der Gegenwart auszubilden.
Wie verändert sich der Religionsunterricht durch das neue Fach Christliche Religion?
Leonhard: Er erhält ein politisch stabileres Modell, mit dem Orientierung, Sprachfähigkeit, Standhaftigkeit und Respekt gefördert werden. Didaktisch setzt der Christliche Religionsunterricht deutlicher bei Schülerinnen- und Schülerorientierung und Lebensweltnähe an, um auf dialogische Weise christliche Perspektiven zu entwerfen auf die Frage: Was verändert sich, wenn Gott ins Spiel kommt?
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