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Laura und Jens, Sie haben als Lektorin beziehungsweise Gewinner des Jugendandachtspreises beim Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentags auf großer Bühne vor zehntausenden Menschen auf dem Platz der Menschenrechte in Hannover und vor den Fernsehbildschirmen gepredigt. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie dafür angefragt wurden?
Laura Brand: Ich habe mich schon total gefreut – das ist ja eine Mega-Ehre, überhaupt dort mitmachen zu können. Aber mir war bei der Anfrage noch nicht bewusst, wie groß die ganze Sache eigentlich ist und was da alles auf mich zukommt.
Jens Krieger-Juhnke: Meine erste Reaktion war: Boah, das ist richtig cool, ich brauche aber erstmal einen Tag Zeit, bitte. Ich habe dann eine befreundete Pastorin angerufen und sie gefragt: Meinst Du, ich kann das? Und sie sagte: Natürlich kannst Du das. Guck einfach nicht auf die vielen Menschen. Das hat so mäßig geklappt. Irgendwann habe ich dann doch auf den vollen Platz geschaut und dachte so: Ah ja, eigentlich wusstest Du, dass es viele Menschen werden. Aber boah, das sind sehr viele Menschen!
Nun haben Sie beide beim Kirchentag nicht allein gepredigt, sondern im Trio mit Landesbischof Ralf Meister. Wie war das für Sie? Wie haben Sie die Predigt vorbereitet?
Brand: Wir haben in einem ersten Zoom-Meeting erstmal den organisatorischen Rahmen geklärt: Was kommt vor der Predigt, was kommt nach der Predigt, wieviel Zeit haben wir eigentlich? Und dann ging es los damit, was uns zum Thema Stärke einfällt, das stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Jens hat das Thema „Stark gegen Rechts“ gebracht, das ist ja gerade so aktuell. Und dann kamen wir gleich ins Gespräch und haben gesagt, man will ja nicht immer nur stark gegen, sondern auch stark für etwas sein. Mir fiel dann sehr schnell meine persönliche Geschichte mit einer schweren Erkrankung in der engsten Familie während der Corona-Zeit ein – da mussten wir stark sein, obwohl wir schwach waren. Die Kernaussagen sind erst kurz vor dem Kirchentag entstanden. Wir haben uns in der Bischofskanzlei getroffen und das, was wir schon verschriftlicht hatten, vorgelesen. Da haben wir dann schon gemerkt, wenn etwas nicht passt. Später haben wir versucht, es frei zu üben – und schließlich sehr intensiv bei der achtstündigen Generalprobe einen Tag vor dem Kirchentag. Und dann gab es Stellproben, Sprechproben, Kameratraining. Und mit einer Stimmtrainerin haben wir es auch nochmal geübt.
Krieger-Juhnke: An einer Stelle im Text habe ich ursprünglich gesagt: Alter, Ralf, hörst Du Dir überhaupt zu? Da haben Ralf und ich uns jedes Mal weggeschmissen, haben es dann aber doch abgeschwächt. So geht man nicht miteinander um und das ist nicht die Message, die wir von der Bühne senden wollten. Für mich war das Problem außerdem, dass man die Chance ja nutzen und möglichst viele Themen unterbringen will. Der Umgang mit Rechtsaußen war schon ein großes Ding beim Landesjugendcamp, aber ich hätte auch gern noch viel intensiver das Thema Klimaschutz beleuchtet. Der Kirchentag muss für mich politisch sein und es gibt so viele Themen, die gerade brennen. Aber irgendwann verzettelt man sich und denkt sich: So viel wäre zu sagen, aber der Raum ist gar nicht da für alles.
Wie ging es Ihnen hinterher – nach Ihrem großen Auftritt?
Krieger-Juhnke: Ich war total beseelt. Es gab eine Stelle, wo ich im Sprechen Applaus bekommen habe, das war, als ich gesagt habe, zuletzt waren hier so viele Menschen bei einer Demo gegen Rechts. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass das passieren könnte und habe einfach weitergeredet. Da habe ich im Nachhinein gedacht, es wäre auch cool gewesen, das abzuwarten. Aber ich war super beseelt danach, und das zog sich dann noch durch den ganzen Kirchentag. Es war ein bisschen surreal, ich wurde zweimal von Menschen angesprochen: Kann ich ein Foto mit dir machen?
Brand: Ich teile Jens’ Einschätzung. Ich war total beseelt, total glücklich, dass alles geklappt hat, nichts schiefgegangen ist und ich muss sagen, es hat auch wirklich richtig Spaß gemacht. Vorher war da diese nervöse Anspannung: Habe ich an alles gedacht? Sind die Karteikarten in der richtigen Reihenfolge? Aber als ich gesprochen habe, merkte ich schon, dass ich mich wirklich fokussieren kann. Das Stimmtraining hat da sehr geholfen, ich hatte zwischenzeitlich, weil ich so nervös war, ein bisschen Angst, dass meine Stimme irgendwie hochrutscht, aber das ist alles gar nicht passiert. Wir waren toll vorbereitet, ich habe mich sicher gefühlt und konnte diesen Moment wirklich genießen. Es war für mich eine Ehre, dass ich auf der Bühne nicht einfach irgendwas erzählt habe, sondern meine Geschichte.
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