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Frau Kruckemeyer-Zettel, Sie haben am Sonntag bei sogenannten PopUp-Trauungen eine Vielzahl von Paaren begrüßen können. Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Reni Kruckemeyer-Zettel: Mit einer Schar von mehr als 40 Ehrenamtlichen waren wir wirklich gut vorbereitet. Die enorme Resonanz hat uns am Ende dann aber doch überrascht. Das haben wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet. 15 Paare haben wir mit drei Pfarrpersonen gesegnet. Die Gründe der Teilnahme waren so vielfältig wie die Teilnehmenden. Für alle Paare spielten das gegenseitige Ja-Wort und vor allem der Segen eine wichtige Rolle. Auch das Neue, Besondere hat seinen Reiz. Es waren Paare dabei, die in Corona-Zeiten ihre kirchliche Trauung absagen mussten. Es gab Menschen, die zur Kerngemeinde gehören und andere, die von der Veranstaltung aus den Medien oder über Bekannte erfahren haben. Die Paare kamen aus der ganzen Region Hannover. Es war eine wundervolle, bunte Mischung.
Zu Ihrem Angebot gehörte Musik aller Stilrichtungen, Blumenschmuck, ein Fotograf, sogar eine Kutsche – ein Rundum-Sorglos-Paket. Gab es trotzdem noch Sonderwünsche?
Kruckemeyer-Zettel: Sonderwünsche gab es bis auf zwei Musikwünsche überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Einige Paare haben im Vorfeld gesagt, dass sie keine Kutsche oder keinen Fotografen oder keinen Brautstrauß brauchen, weil sie vor allem für sich, für ihre Liebe und für den Segen kommen und nicht „für die Show“. Als sie dann im Gemeindehaus ankamen und die Blumen sahen und die Kutsche und das Ambiente erlebten, haben wirklich alle das komplette Angebot wahrgenommen. Und das galt sowohl für die Paare „in weiß“ oder festlichen Kleidern und Anzug als auch für die in Alltagskleidung, Turnschuhen oder VfB-Stuttgart-Trikot. Die zauberhaften Stilbrüche haben zur Leichtigkeit des Tages beigetragen. Wirklich alle haben sich willkommen gefühlt.
Die Trauungen dauerten 20 Minuten und waren eng getaktet. Entwertet ein solches Modell nicht die bisherige Form kirchlicher Hochzeiten? Oder ist das die Zukunft?
Kruckemeyer-Zettel: Diese Fragen haben wir uns im Vorfeld auch gestellt. Und: Schaffen wir es als Pfarrpersonen überhaupt, uns einschließlich dreier Musikstücke auf 20 Minuten zu beschränken. Darum haben wir in den Ablauf einen kleinen Zeitpuffer eingebaut. Die Hochzeitsglocken haben zu jeder halben und vollen Stunde geläutet. Die Zeitreserve war für das Team in der Kirche gut, um die Übergänge von einem Gottesdienst zum nächsten zu gestalten. Die Erfahrungen, die ich gemacht habe – und das bestätigen auch die Rückmeldungen der Paare –, waren oft intensiver als bei traditionellen kirchlichen Trauungen. Die Paare konnten sich auf den Moment, das Wesentliche konzentrieren. Sie waren voll bei der Sache, weil sie keine lange Hochzeitsplanung hinter sich hatten. Sie mussten sich im Gottesdienst keine großen Gedanken darüber machen, ob das Fest mit 100 Personen am Abend gelingt und das Essen lecker wird und der DJ wirklich gut ist und die Finanzen im Rahmen bleiben. Sie konnten einfach da sein, sich das Ja-Wort geben, ihr Eheversprechen erneuern, sich segnen lassen und sich von Gottes Geistkraft und dem Ritual, vom Raum und der Musik tragen lassen. Das ist für mich eine der großen Stärken dieses Angebots. Kirchliche Trauungen mit allem, was neben dem Gottesdienst dazu gehört, wird es auch in Zukunft geben. Nach den Erfahrungen vom Sonntag hoffe ich, dass regionale PopUp-Formate dieses Angebot ergänzen werden.
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