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Herr Rudolphi, wie haben Sie die amerikanischen Gemeinden erlebt, wie wirkt sich die Wahl aus?
Daniel Rudolphi: Man kommt an Trump und seiner politischen Agenda nicht vorbei – ob es um „Make America great again“-Caps geht, die man an jedem Souvenirshop kaufen kann, oder die Frage, was Pfarrpersonen öffentlich noch sagen können. Wir haben viel Verunsicherung wahrgenommen, Vorsicht in den Gesprächen und eine Zerrissenheit: Manche wissen, dass sie Trumpwählerinnen und -wähler als Gemeindemitglieder haben. Diese sehen dann oft nicht, dass Trumps Politik auch Auswirkungen auf ihr nahes Umfeld hat und ihnen nahestehende Menschen, die seit Jahren bestens in der Gemeinde integriert sind, aufgrund eines fehlenden Passes nun die sofortige Ausweisung droht.
Wie gehen Gemeinden mit dieser Situation um?
Rudolphi: Viele sind noch am Suchen eines guten Weges. Eine Gemeinde hat zu einem 100-Tage-Fasten aufgerufen, dem Verzicht, bei einer bestimmten Supermarktkette zu kaufen, weil diese ihre Ziele zu Gleichstellung und Inklusion aufgrund der neuen Regierung eingestellt hat. Manche nehmen an lokalen Protesten teil, von denen man in den großen Medien aber nichts oder nicht viel hört, aus Angst, Repressionen der Trump-Administration zu erleiden. Manche Gläubige haben in Gottesdiensten berichtet, dass sie versuchen, in politische Ämter zu kommen, um dort für die Demokratie eintreten zu können. Und neben allen Sorgen gab es auch viele Momente, die Mut gemacht haben.
Insgesamt klingt es so, dass sich Gemeinden auch eindeutig politisch positionieren. Hierzulande wird aber gern auch mal der Vorwurf laut, die Kirchen seien zu politisch. Was denken Sie darüber?
Rudolphi: Ich denke, es tut gut, sich zu hinterfragen: Wofür stehen wir eigentlich? Und dann nicht parteipolitisch, sondern inhaltlich und theologisch: Dies ist mit unserem Menschenbild vereinbar, jenes nicht. Als Christinnen und Christen sollten wir uns diese Fragen jetzt stellen, gerade, wo rechtsextremes Gedankengut populärer wird, damit wir Antworten haben und nicht in eine Schockstarre verfallen, sollte bei uns irgendwann einmal Ähnliches passieren wie jetzt in den USA. In diesem Sinne kam die Reise genau zur richtigen Zeit – wir haben einen guten Austausch erlebt, es ist gut, in Kontakt zu sein und ich glaube wir als Gruppe, aber auch die besuchten Gemeinden haben Mut und Hoffnung aus den Begegnungen mitgenommen. Das ist ziemlich viel in der aktuellen Zeit.
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