Frau Werner, warum nehmen Sie an der Veranstaltung teil?
Isabel Werner: Ich nehme an dieser Podiumsdiskussion teil, weil mich die Themen Jüdisches Leben in Deutschland und Antisemitismus in verschiedensten Rollen betreffen: Als Deutsche, die in dem Land der Täterinnen und Täter der Shoah lebt und aufgewachsen ist, sowie aktuelle politische Entwicklungen und Problematiken beobachtet; als Christin, die sich kirchlichem Antijudaismus und kirchlicher Verantwortung bewusst ist, deren Religion aber auch mit der Hebräischen Bibel einen gemeinsamen Text als heilige Schrift hat; aber auch als junge Frau, die genauso versucht, ihr Leben zu beschreiten, wie es junge Jüdinnen und Juden tun, Menschen, die in Deutschland wohnen, studieren und arbeiten.
Jüdisches Leben ist zwar durch so viel mehr als Antisemitismus geprägt, aber Antisemitismus ist ist eine Realität, die wir nicht ignorieren dürfen – und an die ich als außenstehende Person direkt anknüpfen und mit meinem eigenen Handeln beeinflussen kann.
Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung?
Werner: Miteinander in den Austausch zu gehen, war für mich immer eine bereichernde Erfahrung, und meine Gegenüber kennenzulernen, hat in so vielen Bereichen so viel tiefergehende Erfahrungen, Gespräche und Freundschaften ermöglicht. Ich erhoffe mir von dieser Diskussion, einen Teil dieser Erfahrungen auch anderen zu ermöglichen und gleichzeitig meinen Standpunkt gegen Antisemitismus und für ein tolerantes Miteinander zu vertreten.
Welche Verantwortung birgt das Thema Antisemitismus?
Werner: Wir alle haben eine Verantwortung, insbesondere, wenn wir #NeverAgain und #NieWiederIstJetzt nicht nur als leere Floskel sprechen. Es beginnt damit, sich selbst zu hinterfragen, zu erkennen, dass wir gesellschaftlich von antisemitischen Strukturen geprägt sind, und das als Teil unserer eigenen Identität anzunehmen, um dann handlungsfähig zu werden. Dann kann ich konstruktiv und im Dialog diese Strukturen dekonstruieren und mit meiner Sprache und meinem Handeln einen Raum schaffen, der weniger diskriminierend ist.
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