Herr Doormann, welches Ziel hat die chor.com?
Stephan Doormann: Im Zentrum steht der Austausch, das Voneinanderlernen, sich gegenseitig inspirieren: Alle sollen Impulse für sich und ihre Arbeit mitnehmen. Eingeladen sind alle, die einen Bezug zur Chormusik haben, nicht nur kirchlich, aber auch, Chorleitende, Kirchenmusizierende, Musikpädagoginnen und Musikpädagogen, Chormanagerinnen und Chormanager, Komponistinnen und Komponisten und Sängerinnen und Sänger sowie alle anderen Interessierten. Es gibt Workshops, Konzerte und Masterclasses zu verschiedenen Bereichen – wie gelingt beispielsweise ein Genre-Übergriff, dass sich etwa klassische Kirchenmusik und Jazz verbinden? Wie ermutigt man Kinder, die von zu Hause aus noch nicht viel Erfahrung mit dem Singen oder allgemein Musik haben, mitzumachen? Es geht um die Verbreitung von praktisch gut umsetzbaren Ideen.
Die kirchliche Bindung in der Gesellschaft insgesamt lässt nach, auch die Bereitschaft, sich längerfristig zu engagieren, sich an feste Projekte zu binden. Wie verändert das die Chorlandschaft?
Doormann: Wir haben erlebt, dass nicht zuletzt die Corona-Pandemie in diesem Sinne als Brandbeschleuniger gewirkt hat und die reine Anzahl der Chöre hat sinken lassen. Andererseits sehen wir, dass nun viele neue Initiativen gestartet wurden, um dem entgegenzuwirken und auf die sich ändernden Gewohnheiten zu reagieren. Dabei zeigt sich, dass es vor allem darum geht, die Menschen zu begeistern und zu gewinnen, ihnen Gemeinschafts- und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Dabei spielt das Genre nur eine untergeordnete Rolle. Auch klassische Musik wird sehr erfolgreich angenommen, auch bei Jugendlichen, wenn das Angebot passt. An meiner Schule in Celle etwa ist jeder fünfte oder sechste Schüler mittlerweile im Chor. Die Musik bietet einen ganz großen Anknüpfungspunkt, letztendlich für alle Generationen.
Wann wäre die chor.com für Sie erfolgreich?
Doormann: Die chor.com wirkt, wenn möglichst viele inspiriert nach Hause gehen, mit neuen Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten. Mir wäre es wichtig, dass sich die Überzeugung verbreitet, dass auch in dem gesellschaftlichen Wandel, in dem wir jetzt stecken, viele Möglichkeiten und Chancen stecken, die wir nutzen können, wenn wir ihn aktiv mitgestalten.
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