Herr Pankoke, das Blechbläserensemble LAPPLAND wird 20. Was war damals die Grundidee bei der Gründung?
Ulf Pankoke: Die Experimentierfreude stand 2004 bei der Gründung des Ensembles im Vordergrund. Durch neue Veranstaltungsformate, besondere Besetzungen, außergewöhnliche Arrangements wollte ich Musikerlebnisse schaffen, die der Posaunenchorszene neue Impulse geben und zugleich auch Menschen erreichen, die weniger in kirchlichen Kontexten unterwegs sind. Außerdem konnte ich so engagierten und motivierten Bläserinnen und Bläsern aus meinem damaligen Zuständigkeitsbereich als Landesposaunenwart die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Schöner Nebeneffekt war, dass wir mit diesem begeisternden Ensemble die musikalische Vielfalt der kirchlichen Bläserszene bei prominenten Terminen öffentlichkeitswirksam zeigen konnten.
Durch ungewöhnliche Formate wie die lebendige Jukebox, bei der sich der Rollladen eines Bauwagens öffnet und das Ensemble Musikstücke auf Bestellung spielt, ist LAPPLAND bekannt geworden. Wie haben die Menschen, vor allem kirchlich weniger sozialisierte, auf dieses Angebot reagiert?
Pankoke: Die Einladung zum Spiel und zur Mitgestaltung des Programms nehmen alle gern an – egal ob kirchennah oder kirchenfern. Vor der Jukebox wird immer wieder ausgelassen gesungen, gejubelt und getanzt. Die Leichtigkeit und der Humor, die diesem Format innenwohnen, übertragen sich sehr schnell. Auch Frank-Walter Steinmeier, Stephan Weil und Margot Käßmann haben schon begeistert mitgemacht. Geistliche und weltliche Musikstücke werden dabei gleichermaßen gewünscht. Auch bei weltlichen Anlässen wie dem Tag der Niedersachsen gehören Bach-Choräle zu den meistgewünschten Stücken. Besondere Highlights und im Ranking ganz oben sind immer die Stücke für Kinder von „Der Kuckuck und der Esel“ über „Du hast uns deine Welt geschenkt“ bis zur Titelmelodie von der „Sendung mit der Maus“.
Mischen sich Kirchenmusikerinnen und -musiker zu selten „unters Volk“? Was hat sich da in den vergangenen 20 Jahren getan?
Pankoke: Ich finde es wichtig rauszugehen und Menschen Kirchenmusik in ihre Lebens- und Freizeitwelten zu bringen. In der heutigen Gesellschaft gehört der Kirchenbesuch – selbst an großen kirchlichen Feiertagen – nicht mehr selbstverständlich dazu. Damit auch kirchenfernere Menschen mit dieser besonderen Musik in Kontakt kommen, müssen wir aktiv auf sie zugehen. Das kann ein Ständchen mit dem Posaunenchor auf dem Weihnachtsmarkt sein, ein Offenes Singen auf dem Marktplatz, eine musikalische Radtour, ein Open-Air-Bandfestival … oder eben solche interaktiven Formate wie die lebendige Jukebox oder die Installation „Mach Kirchenmusik“ von LAPPLAND. Ich erlebe die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker da schon lange als sehr engagiert und erfinderisch! Dennoch nehme ich es als wichtige Zukunftsaufgabe wahr, hier weiter am Puls der Zeit zu bleiben und aktiv und kontinuierlich außergewöhnliche Musikerlebnisse zu schaffen, die immer wieder neu den Funken überspringen lassen und Lust machen auf mehr Kirchenmusik!
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