Herr Schaffrinna, Sie sind Designer. Woran denken Sie, wenn Sie ein Kreuz sehen?
Achim Schaffrinna: Da geht’s mir nicht viel anders als anderen Menschen: Es ist stark mit dem christlichen Glauben verbunden. Ich denke aber auch an die Schweiz und an das Plus-Symbol. Das zeigt, wie vielschichtig das Kreuz ist: Es ist gleichermaßen Logo, Symbol und Piktogramm.
An Karfreitag bekommt das Kreuz in Kirchen weltweit eine enorme Bedeutung: In der biblischen Geschichte stirbt Jesus, genagelt an zwei Holzbalken in Kreuzform. Überlagert dieses schreckliche Geschehen nicht die von Ihnen beschriebene neutrale Symbolik?
Schaffrinna: Klar – wer in der Kirche sitzt und Jesus am Kreuz hängen sieht, hat vor allem dessen Leiden unmittelbar vor Augen. Aber wer ein schlichtes Logo betrachtet, denkt meiner Ansicht nach nicht unbedingt an die Römer und den Tod Christi. Das ist so weit weg und über viele Jahrhunderte hinweg immer wieder neu und anders besetzt worden. Inzwischen steht das Kreuz aus meiner Sicht für positive Attribute wie Menschlichkeit, Fürsorge und Liebe, auch dank der Hilfsorganisation Rotes Kreuz.
Eine Alternative zum Kreuz ist ja der Fisch als Erkennungszeichen der ersten Christinnen und Christen: Den kleben sich heute viele auf das Auto. Was halten Sie als Gestalter davon?
Schaffrinna: Beide Zeichen sind auf jeden Fall logo-kompatibel, denn sie sind flexibel und skalierbar. Spannend sind beide Zeichen – der Fisch ist in gewisser Weise rätselhafter. Ehrlich gesagt vermute ich, dass viele Menschen gar nicht verstehen, warum er auf Autos klebt. Das ist wie eine Insider-Symbolik: Wer stark mit dem christlichen Glauben verbunden ist, kann sie entschlüsseln. Meines Wissens ist das Kreuz als Symbol deutlich älter. Und es ist viel direkter.
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