Frau Brünger, erst Dauerregen, dann Hochwasser und nun Kälte – wie geht es den wohnungslosen Menschen im Moment?
Brünger: Das Leben auf der Straße ist zu jeder Jahreszeit herausfordernd. Im Sommer war es die Hitze, dann kam der Dauerregen, der das Hochwasser mit sich brachte. Es war schwierig für die Menschen auf der Straße, überhaupt trocken zu bleiben. Nicht nur die Kleidung, auch Schlafsäcke und Isomatten sind bei Dauerregen schnell durchnässt. Es ist wirklich schwierig, die Menschen und ihre Sachen trocken zu bekommen. Für sie ist es wichtig, gar nicht erst krank zu werden, weil sie keinen Ort zum Auskurieren haben. Auf der Straße verschlimmert sich die gesundheitliche Situation, die Genesung ist schwieriger. Aktuell kommen noch Kälte und Schnee hinzu, die die Situation für Menschen auf der Straße noch einmal drastisch verschlimmern, da Erfrierungen drohen. Daher sind wir dankbar für Spenden – Schlafsäcke und Isomatten natürlich sehr gern. Aber wir würden uns genauso freuen, wenn Menschen ihre Zeit geben möchten, gern auch zum Abholen von Brötchenspenden oder bei der Ausgabe von Lebensmitteln. Und wenn es nur einmal im Monat ist – jede helfende Hand ist herzlich willkommen.
Wie sehen Sie die Wohnungsnotfallhilfe derzeit aufgestellt?
Brünger: Gerade hier in der Region und der Stadt Hannover gibt es ein wirklich gutes Ineinandergreifen der verschiedenen Hilfsangebote, sei es das Zahnmobil, die stationären und ambulanten Dienste, die Unterkünfte, spezielle Angebote für Frauen etc. Das ist schön und diese Vielfalt nicht selbstverständlich. Manches ist noch in der Entwicklung, zum Beispiel das Thema tagesstrukturierende Angebote für wohnungslose Menschen. Wofür es keine gesicherte Statistik gibt, womit wir aber zunehmend zu tun haben, sind wohnungslose Menschen mit gravierenden psychischen Erkrankungen. Und wir nehmen wahr, dass die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft gestiegen ist. Nach allem, was wir hören und sehen, hat sich das verschärft.
Wie sehen Sie ins Jahr 2024?
Brünger: Wir hoffen auf eine Weiterentwicklung der Angebote, dass zum Beispiel das, was aktuell im Projektstatus ist, in dauerhafte Lösungen überführt werden kann. Wir wünschen uns natürlich auch mehr bezahlbaren Wohnraum, um mehr Menschen in Wohnungen vermitteln zu können – das ist ein großer Wunsch. Und uns allen wünsche ich persönlich einen wachen und wertschätzenden Blick für unsere Mitmenschen.
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