Herr Nyorsok, in Deutschland haben viele Menschen Angst vor dem Klimawandel. Ist das in Kenia auch so?
Nyorsok: Das Bewusstsein, das Wandel passiert, steigt. Und es hat Auswirkungen auf die Produktion von Lebensmitteln, es hat Auswirkungen auf die Lebensrealitäten und man merkt auch, dass sich die Wettermuster verändern. In diesem Jahr hat es beispielsweise viel zu viel geregnet. Durch Überflutungen wurden viele Teile des Landes abgeschnitten. Und auch die Zeit zur Aussaat für die neue Saison ist davon betroffen. Wir sehen also, dass der Wandel unsere bisherigen Muster beeinträchtigt. Und in Kenia merken wir sehr stark, dass es ohnehin einen Wandel und Veränderungen gibt.
Wie versucht ADS gemeinsam mit Brot für die Welt Veränderungen herbeizuführen? Und was sind die größten Herausforderungen?
Nyorsok: Die größte Herausforderung ist der Einfluss von multinationalen Unternehmen. Denn ihr Versuch der Kolonialisierung ist allgegenwärtig. Wir als Organisation und gemeinsam mit Brot für die Welt wollen die Gemeinden schützen, damit sie nicht den großen globalen Unternehmen zum Opfer fallen. Daher versuchen wir traditionelles Saatgut und das Wissen darüber wiederzubringen. Wir veranstalten dazu Kampagnen, um auf die Gefahren von Chemikalien in der Lebensmittelproduktion aufmerksam zu machen. Aber es ist nicht einfach, denn es sind zwei unterschiedliche Systeme, die aufeinanderstoßen. Außerdem versuchen wir mit den Auswirkungen des Klimawandels umzugehen. Wir säubern die Umwelt und wollen sie wieder „grün“ bekommen, indem wir neue Bäume pflanzen.
Wenn Sie sich Ihre Projekte anschauen, was ist Ihre Hoffnung für die Zukunft? Was muss passieren, um die Welt gerechter zu machen?
Nyorsok: Wir sind fest entschlossen. Wir wollen Veränderungen und Verbesserungen. Wir wissen, dass es Herausforderungen in unserer Regierung gibt. Aber wir versuchen eine Bevölkerung zu schaffen, die für Veränderungen einstehen und diese einfordern kann. Und wir wollen dahin kommen, um mit der Welt aufzuschließen. Wir hatten einen schwierigen Start. Wenn man so will, sind wir auf dem falschen Fuß gestartet, aber ich denke, die Menschen in Kenia sind entschlossen. Als Organisation versuchen wir im Kleinen anzufangen. Wir geben Menschen ihre Würde wieder, indem wir sie dabei unterstützen, ihre Familien zu ernähren und ihre Kinder in die Schule schicken zu können. Wir ermöglichen ihnen den Zugang zu medizinischer Versorgung. Und nachdem wir diese Schritte unternommen haben, können wir auf die Regierungsebene schauen. Wir möchten eine Veränderung von unten nach oben vorantreiben. Wir wollen, dass die Menschen die Stimmen erheben und selbst Verantwortung übernehmen. Denn wir Menschen tragen Verantwortung für unsere Welt.
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