Herr Hentschel, zehn Jahre Sonntagsmaler heißt auch: Kinder, die damals die ersten Filme gesehen haben, sind heute Teenager. Sie haben sie durch das Kirchenjahr begleitet, ihnen Luthers Leben und Wirken vorgestellt und zu aktuellen Themen wie dem Klimaschutz Stellung bezogen. Wie blicken Sie selbst auf diese zehn Jahre?
Hentschel: Dem Team des Sonntagsmalers ging es niemals ausschließlich um Kinder, sondern eher im Gegenteil um eine durchaus erwachsene Klientel. Uns geht es neben theologischen Zusammenhängen um Unterhaltung in einem ‚nonshow-Zusammenhang‘. Ich nenne das gern Theotainment. Die kirchlichen Themen, die wir ansprechen und ausmalen, wollen vor allem jene Form von frommer Langeweile vermeiden, die zuweilen zu den Äußerungen der Kirche gehört. Ich blicke auf die Zeit mit bleibender Freude an der Sache. Zusammen mit dem Pinsel und dem Eddingstift im Team so etwas ähnliches wie vor der Kamera predigen zu können, ist ein Privileg.
Welches Thema war am schwierigsten zu malen?
Hentschel: Die Frage nach dem schwierigsten Thema stellt sich uns nicht. Wir versuchen jeweils Themen zu finden, die auf ein Interesse nach einer theologischen Antwort treffen könnten. Aber als Kirche sind wir immer so drauf, dass wir es uns nicht mit der einen oder anderen Seite verderben wollen. Und ich bin ja ein Teil der Kirche, die für alle da sein will, und da das Medium Film vom Team Sonntagsmaler nicht populistisch oder ideologisch missbraucht werden soll, ist das Schwierigste ausgewogen zu bleiben. Fröhliche Farbenpinseleien eignen sich nicht wirklich, um auf das Drama der Klimakatastrophe, des Hungers in der Welt, die Pöbeleien gegen Flüchtlinge einzugehen. Schwierig für mich ist es zuweilen, nett zu bleiben, wo ich eigentlich schimpfen möchte.
Auch Sie sind nun zehn Jahre älter – wie hat sich Ihr Blick auf die Themenauswahl und das ganze Projekt verändert?
Hentschel: Also, wenn Sie so fragen: Ich könnte mir vorstellen, deutlicher zu werden. Waffenlieferungen sind gegen meine Überzeugung meines christlichen Glaubens! Deutlichere Worte gegen jene, die den Migranten pauschal unlautere Motive unterstellen, wären mein Thema. Da würde ich auch gern politische Parteien und Politiker*innen auf ihre Kompatibilität mit dem Christentum befragen. Artensterben und viel zu zögerliche Umkehrpolitik in der Klimakrise wären mein Thema… Zehn Jahre älter wäre ich auch zorniger. Ich habe aber auch immer noch Lust darauf, die Bibel zu erzählen. Das Gute ist, dass wir ein Team sind. Der Sonntagsmaler ist keine Ein-Mann-Show, sondern er ist das filmische Ergebnis von Diskussion und Redaktion im Team.
Die Videos des Sonntagsmalers finden sich auf YouTube.
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